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Arbeitsgruppen

Die Teilprojekte des SFB kommen schwerpunktübergreifend in Arbeitsgruppen zusammen.

Die AG widmet sich der Frage, welche Künste welche Öffentlichkeiten und andersherum: welche Öffentlichkeiten welche Künste hervorbringen. Inwiefern konstituieren oder erproben die Künste neue, alternative und widerständige Öffentlichkeiten? Dabei soll einerseits Begriffs- und Theoriearbeit geleistet werden, um den Begriff analytisch auszuleuchten und das antagonistische 'Gegen' zu weicheren Verhältnissen und Begriffen wie 'Sub-', 'Neben-', 'Teil-' oder 'alternative Öffentlichkeiten' in Bezug zu setzen. Diese theoretische Beschäftigung soll dabei stets an die konkreten empirischen Gegenstände der Teilprojekte rückgebunden werden. Dabei werden wir unter anderem untersuchen, wie sich (Gegen-)Öffentlichkeiten sozial, räumlich, praxeologisch, diskursiv oder medial herstellen und welche Dynamiken von Hegemonie und Marginalität die (Gegen-)Öffentlichkeiten konstituieren und prägen.

Ansprechpersonen sind Norma Ladewig (A05) und Mimmi Woisnitza (A06).

Die Arbeitsgruppe widmet sich künstlerischen Arbeiten und Praktiken, die sich intervenierend mit hegemonialen Machtverhältnissen und Grenzziehungen auseinandersetzen. Wir fragen uns, wie dekoloniale Kunsträume entstehen, die durch Reflexion, Transgression und Transformation gesellschaftliche Normen und Strukturen hinterfragen und verändern. Wir reflektieren dekoloniale und emanzipatorische Wissenspraktiken und zugehörige Diskurse, indem wir gemeinsam Ausstellungen und Aufführungen besuchen, theoretische Texte diskutieren und Gäst:innen zum Austausch in die Arbeitsgruppe einladen.

Entlang der Impulse, Methoden und Gegenstände der beteiligten AG-Teilnehmer*innen arbeiten wir mit Fragestellungen und Ansätzen aus diversen Disziplinen und bewegen uns an deren Schnittstellen (u.a. Kunstgeschichte, Gender Studies, Cultural Studies, Tanz-, Theater- und Filmwissenschaft, Performance Studies, Sound Studies, Literaturwissenschaft, Ethnographie). Dem eurozentrischen Verständnis des Dekolonisierungsbegriffs setzen wir diskurskritisch Perspektiven aus dem sogenannten Global South entgegen. Dabei verstehen wir Dekolonisierung als kontinuierlichen Prozess, der offen für Kritik und Begegnung ist. Zu den Fragen, die uns beschäftigen, gehören:

Wie können aus einer dekolonialen Forschungsperspektive Kunstverständnisse und Kunstpraktiken reflektiert werden? Wie lässt sich der Interventionsbegriff in diesem Zusammenhang verwenden? Wie interagieren dekolonisierende und feministische Diskurse und Praktiken? Wie können historische Kontexte und analytische Verfahren der Gegenwart ins Verhältnis gesetzt werden?

Ansprechpersonen sind Mariama Diagne (B02), Layla Zami (B05), Birgit Eusterschulte (C06).

Die AG widmet sich der Frage, wie digitale Medienpraktiken explizit und implizit in gesellschaftliche und politische Prozesse intervenieren. Neben Formaten wie dem Hacktivismus sowie Hashtag-, Video- und Bildaktivismus werden alltagspraktische und künstlerische Strategien in den Blick genommen, die alternative und unterschwellige Formen gesellschaftspolitischer Einmischungen mit und in digitalen Mediensystemen erproben. Orientiert wird sich dabei an der Materialfülle der beteiligten Fachgebiete (Kultur-, Film-, Theater- und Medienwissenschaft, Philosophie und Soziologie), die in ihren plattformkapitalistischen Einlassungen und Institutionalisierungen immer auch kritisch befragt werden. Erarbeitet wird ein Aktivismusbegriff, der sich nicht ausschließlich an Akteur*innen ausrichtet, sondern ästhetische und diskursive Dimensionen ebenso miteinschließt wie Resonanzphänomene und die ihnen zugrundeliegenden medialen Bedingungen und Dynamiken. Daran gekoppelt sind auch Fragen zu den Methoden und Strukturen digitaler Adressierung, Kollektivierung und Mobilisierung, deren Aus- und Rückwirkungen on- wie offline im Spannungsfeld zwischen progressiven und hegemonial-regressiven Bewegungen diskutiert werden.

Ansprechpersonen sind Naomi Boyce (A01) und Florian Schlittgen (B04).

Die AG untersucht, in welcher Weise Formen und Formate das Potenzial künstlerischer Interventionen präfigurieren, ausrichten und performativ beeinflussen. Auf der Basis gemeinsamer Diskussion theoretischer Texte zu Form/Formaten und Rhythmus werden Kriterien der Areas B: Bewegen – Unterbrechen/Moving – Disrupting und C: Entwerfen – Verwerfen/Drafting – Discarding sowie Shifts in der Begriffsbestimmung (zum Beispiel der Shift von „Form“ zu „Format“) herausgearbeitet. Historische Aspekte wie die Dynamisierung und Auflösung von Form-Konzepten seit der Avantgarde sowie mediale und institutionelle Faktoren, die mit dem Wandel der Rahmungen von Formaten und Rhythmen in der intervenierenden Praxis einhergehen, sind für die aktuelle und zukünftige Arbeit der AG wichtig: sie eröffnen Fragen zum Zusammenhang von Formen/Formaten mit Diskursen der Diversität und der Migration.

Die künstlerischen und politischen Möglichkeiten werden aus der Arbeit der Teilprojekte sowie in Hinblick auf die SFB–relevanten Fragen in Theorie und in experimentellen Formaten und Praktiken erkundet, und in Workshops, die mit dem Denkprozess der AG einhergehen, in ihren Effekten reflektiert.

Ansprechperson ist Kirsten Maar (TP B02).

Ausgehend von der Perspektivenvielfalt der beteiligten Disziplinen (Architektur- und Kulturwissenschaften, europäische Ethnologie, Musikwissenschaft, Philosophie, Soziologie) geht die AG der Frage nach, worin das gemeinsame Interventionspotenzial unterschiedlicher improvisatorischer Praktiken für ästhetische, gesellschaftliche und politische Entwürfe von Zukunft liegt. Anhand eines breiten Spektrums von Beispielen, das gleichermaßen explizit wie implizit improvisatorische Phänomene aus ästhetischen wie alltagspraktischen Sphären umfasst, soll insbesondere diskutiert werden, wie das für improvisierendes Handeln charakteristische Spannungsverhältnis zwischen notwendiger Planung und Regulierung auf der einen und resultierender Unbestimmtheit und Ergebnisoffenheit auf der anderen Seite sich in den Strukturen, Methoden und Wirkungen konkreter improvisatorischer Praktiken manifestiert.

Ansprechpersonen sind Eva Backhaus (B01) und Simon Teune (B03).

In Zusammenarbeit der Teilprojekte A06, B03 und C03 fragt die Methodenwerkstatt nach der Rekonstruierbarkeit von Materialität und Prozessualität vergangener und gegenwärtiger Praktiken und nach den Darstellungsformen und Schreibweisen, die Praktiken in ihrem Vollzugscharakter anschaulich machen können: Wie lassen sich künstlerische Praktiken in ihrer jeweiligen historischen Situiertheit beschreiben und rekonstruieren? Wie lässt sich ihr Potential, in soziokulturelle Phänomene zu intervenieren, erfassen und bestimmen? Die Werkstatt erkundet historiographische und ethnographische Methoden aus kunsthistorischer, literaturwissenschaftlicher, soziologischer und sozialphilosophischer Perspektive.

Zum einen zeichnen sich Praktiken durch ihre ordnungsstiftende Funktion aus, als Muster und Gewohnheiten sozialer Alltagspraxis oder künstlerischer Verfahrensweisen. Dabei werden sie einerseits erst durch eine stabile Wiederholungsstruktur als Praktiken erkennbar, zum anderen verfügen sie in ihrer Variabilität und Störungsanfälligkeit über eine relative Offenheit. Diese, oft verbunden mit kritischer Reflexivität, rückt soziale wie künstlerische Praktiken als Formen des Unterbrechens und widerständigen Handelns in den Blick.

Ansprechperson ist Anna Kipke (A06).