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Vortrag von Eva Lucia Backhaus im Rahmen der Ringvorlesung "Intervenierende Künste. Politische und ästhetische Potentiale".
Der Begriff des Intervenierens dient als Ausgangspunkt der Ringvorlesung und soll dabei auch selbst problematisiert werden. Er kann jene Prozesse des Ineinander von künstlerischem und aktivistischem Handeln fassbar machen, die jenseits etablierter Kunstformen und Kunstgattungen heterogene Handlungskomplexe, Ereignisse und Praktiken hervorbringen. Die Relevanz des Interventionsbegriffs ist dabei vor allem mit einem Wirkungsversprechen verbunden: dass das Intervenieren als künstlerische Praxis in lebensweltliche Zusammenhänge bestehender Gesellschaften und Systeme eingreift, nachhaltig wirksam wird und damit auch die ersehnte gesellschaftliche Veränderung umzusetzen verspricht.
Der Begriff der Intervention trägt das Dazwischentreten, das Eingreifen im Namen. Die Intervention ist eng mit dem Handeln und der Aktivität verknüpft. Eingegriffen wird in einen Prozess, einen Zustand, eine Institution und zwar mit einer Handlung. Demgegenüber steht die Theorie, die das Heraustreten aus dem aktuellen oder alltäglichen Handeln voraussetzt. Theoretisches Arbeiten verlangt die Unterbrechung bestimmter Formen des Tuns, um reflexiv und kreativ Arbeiten zu können. Zugleich erhebt "Theorie" – sogar in besonderem Maße – den Anspruch, in politische, gesellschaftliche und soziale Systeme zu intervenieren und Veränderungen hervorzubringen. Der Vorstellung, Theorie und Leben im weitesten Sinne seien getrennte Sphären, liegt ein philosophisches Modell des Handelns zugrunde, welches die Reflexion in die intellektuelle Schreibstube verbannt – und das Handeln als wesentlich körperliches, nicht-reflexives Tun beschreibt. Eine Möglichkeit diesen handlungstheoretischen Dualismus zu unterbrechen, liegt im Begriff der Improvisation, welcher unterschiedliche Ideen verkörperter Rationalität zusammenbringt. Das improvisatorische Handeln stellt damit einerseits ein alternatives Handlungsmodell und andererseits ein Korrektiv für einen verkürzten Interventionsbegriff dar, insofern Formen des Nicht-Handelns und der theoretischen Arbeit integriert werden können. Die Logik der Improvisation ermöglicht aber nicht nur ein anderes Modell des Handelns, sondern eröffnet Möglichkeiten für eine alternative Konzeption theoretischen Arbeitens – nämlich als ein (gemeinsames) Tun ins Offene.
Eva Lucia Backhaus forscht im Teilprojekt B01 "Improvisation als Paradigma künstlerischer Interventionen" des SFB.
Die Ringvorlesung "Intervenierende Künste. Politische und ästhetische Potentiale" findet im Rahmen des Offenen Hörsaals immer dienstags 16.00 – 18.00 Uhr ct an der Freien Universität statt. Sie wurde von Jürgen Brokoff, Karin Gludovatz und Matthias Warstat konzipiert.
Hier gelangen Sie zum Livestream des Vortrags.
Time & Location
Jul 02, 2024 | 04:00 PM c.t. - 06:00 PM
Hörsaal 1a, Gebäudekomplex Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin
Further Information
Kontakt: office@sfb1512.de